Bildung

In der Gegenwart werden Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten zu sehr durch kapitalistische Sachzwänge eingeengt. Das dreigliedrige Schulsystem mit seinen Zugangsbarrieren ist darauf ausgerichtet, durch Selektion Gewinner*innen und Verlierer*innen zu produzieren.

Die ökonomische Situation des Elternhauses entscheidet in Deutschland noch mehr, als in vielen anderen Ländern, über den jeweiligen Bildungsweg und die zukünftigen Berufsmöglichkeiten. Bildungsaufstieg ist kaum möglich.Dieses Bildungssystem fördert in erster Linie Anpassung und verhindert kritisches und produktives Infragestellen von gesellschaftlichen Werten und scheinbaren Sachzwängen. Die formalen Bildungsinstitutionen werden mehr und mehr verzweckt. Die Verkürzung der Schulzeitund die Fokussierung auf bestimmte Pflichtfächer beschneiden die Zeit, die für die Entwicklung einer emanzipierten, kreativen und engagierten Persönlichkeit notwendig wären. Freiräume außerhalb dieser Strukturen schrumpfen und der Druck nimmt weiter zu, beispielsweise ehrenamtliche und politische Tätig-keiten dem Vorankommen im System zu opfern.

Die Bildungsinstitutionen sind hierarchisch organisiert und durch einen eklatanten Mangel an demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten charakterisiert. Die Lernenden haben weder die Möglichkeit diese Institutionen, im Sinne ihrer Bedürfnisse und Vorstellungen, weiterzuentwickeln noch können sie darüber entscheiden, was und wie sie lernen wollen

Vieles von dem, was im formalen Bildungssystem vernachlässigt und nicht vermittelt wird, lernen junge Menschen in den Jugendverbänden. Doch werden diese Bildungsinstitutionen nicht in gleicher Weise anerkannt und gefördert wie Schulen und Universitäten. Gerade im Bereich, der für die sozial-ökologische Transformation notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt, wird deren Beitrag nicht ausreichend gesehen. Da aber die formalen Institutionen viel zu schwerfällig sind und es ihnen nicht gelingt das Lernen an die aktuellen, globalen Anforderungen anzupassen, werden wichtige Chancen verpasst.

Unsere Forderungen

  • Bildung ist mehr als Schule: In der jugendverbandlichen Bildungsarbeit vermitteln wir Grundwerte wie Freiheit, Gleichheit und Solidarität, auch jenseits von staatlichen Institutionen. Politik und Gesellschaft müssen diese Bildungsleistungen, mehr als bisher, anerkennen und fördern.
  • Jugendverbände müssen, durch entsprechende Unterstützungsleistungen, in die Lage versetzt werden ihren eigenständigen Bildungsauftrag zu erfüllen. Dazu braucht es auf allen Ebenen eine angemessene, strukturelle Förderung.
  • Im formalen Bildungssystem müssen ausreichend zeitliche Freiräume für Kinder und Jugendliche vorgesehen werden, die es ihnen ermöglichen, freiwillig und in einem selbstbestimmten Umfang an Angeboten der Jugendverbände teilzunehmen und diese mitzugestalten.
  • Bildung ist Grundvoraussetzung für gesellschaftliche Mitbestimmung. Politische Bildung muss junge Menschen in die Lage versetzen, sich von gegebenen Herrschaftsverhältnissen zu emanzipieren und sie kritik-, urteils- und entscheidungsfähig machen. Junge Menschen müssen durch sie befähigt werden, Werte und Normen kritisch zu hinterfragen und sich für ihre Überzeugungen und Anliegen gesellschaftlich einsetzen zu können. In diesem Sinne fordern wir eine Ausrichtung an Bildungszielen, die nachhaltige Entwicklung, globale Gerechtigkeit und die Demokratisierung aller Lebensbereiche in den Mittelpunkt stellen.
  • Bildungschancen dürfen nicht von den finanziellen und sozialen Möglichkeiten abhängen. Alle Kinder sollen die gleichen Chancen im Leben bekommen. Dies bedeutet, dass beispielsweise Kinder mit Migrationshintergrund und aus sogenannten bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien besonders gefördert werden müssen