Solidarität statt Hass - Rassismus trotz Corona nicht unwidersprochen lassen
10 Wochen ist es jetzt her, dass in Hanau ein Rassist zehn Menschen ermordet hat. Doch in der Öffentlichkeit scheint dieser rechtsterroristische Anschlag durch den Ausbruch des Coronavirus schon fast wieder in Vergessenheit geraten zu sein. Wie schwierig es für Angehörige und Freund*innen der Opfer sein muss, in diesem doppelten Ausnahmezustand zu trauern, kann man nur erahnen. Rechtsextremismus und Rassismus sind durch die Corona-Pandemie in den Hintergrund gerückt. Dabei sind es gerade Krisenzeiten, in denen Menschen zu pauschalisierenden Aussagen greifen und autoritäre sowie rechte Forderungen lauter werden und unwidersprochen bleiben. Das zeigt sich zum einen darin, dass ohne große Diskussionen das Versammlungsrecht massiv eingeschränkt wurde und selbst Mahnwachen, die unter Einhaltung aller Abstands- und Infektionspräventionsmaßnahmen geplant waren, verboten wurden. Das merken aber im Moment verstärkt auch Betroffene von anti-asiatischem Rassismus. Unter dem Hashtag #IchbinkeinVirus wird seit Beginn der Pandemie von Anfeindungen und Diskriminierungserfahrungen berichtet, die asiatische und asiatisch-gelesene Menschen derzeit machen: Von Beschimpfungen bis hin zu physischen Übergriffen und dem Ansprühen mit Desinfektionsmittel. Der Grund dafür ist zum Teil der unreflektierte und undifferenzierte Umgang vieler Medien mit dem Thema. Wenn beispielsweise Artikel, in denen es um eine Maskenpflicht geht, mit Stockfotos von asiatisch aussehenden Menschen bebildert werden oder die heute-show Covid-19 als „Kung-Flu“ bezeichnet, dann setzt sich in den Köpfen vieler Menschen unterbewusst die Assoziation fest, dass alle asiatisch gelesenen Menschen das Virus verbreiten. Dass aber die größte Quelle an Coronaviren in Deutschland Feierende beim Karneval und aus dem Skiort Ischgl waren, wird dabei schnell verdrängt.
Es ist daher wichtig, gerade in Krisenzeiten wie jetzt, Rassismus nicht unwidersprochen zu lassen und auch weiterhin den Opfern von rechtsextremistischer Gewalt zu gedenken, denn ansonsten führt das eine zwangsläufig zum anderen.
Say their names:
Ferhat Ünvar
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Mercedes Kierpac
Sedat Gürbü
Kalojan Welkow
Fatih Saraçoğlu
Said Nessar El Hashemi
Vili Viorel Păun
Gabriele R.
Simon Umbach (Landesleitung Naturfreundejugend Hessen), Mai 2020